Christa und Gerhard Wolf
Lew Kopelew und Christa Wolf 1990 im wiedervereinten Berlin © klassen
Christa Wolf, geb. Christa Ihlenfeld (18. März 1929 in Landsberg an der Warte –
1. Dezember 2011 in Berlin), war eine der bedeutendsten deutschen Schriftstellerinnen der Nachkriegszeit. Von 1949 bis 1953 studierte sie Germanistik in Leipzig und Jena; sie war als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deutschen Schriftstellerverband und als Lektorin verschiedener Verlage tätig sowie als Redakteurin einer Zeitschrift.
Ihren ersten großen Erfolg erzielte sie mit dem Roman „Der geteilte Himmel“, der zum Thema die Problematik des geteilten Deutschlands hat. 1963 wurde sie dafür mit dem Heinrich-Mann-Preis ausgezeichnet und die Geschichte 1964 verfilmt. 1976 wurde Christa Wolf zur Mitinitiatorin des Protestes gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann. Aus dem Schriftstellerverband der DDR, dessen Vorstandsmitglied sie seit 1955 war, wurde sie 1977 ausgeschlossen.
Mit mehreren literarischen Auszeichnungen und Ehrenmitgliedschaften im „sozialistischen“ Osten und „kapitalistischen“ Westen bedacht, durfte Christa Wolf bereits in den 1970er Jahren dennoch nach Frankreich und in die USA reisen sowie sich in West-Deutschland aufhalten. Nach der Wende 1989 und nach der Wiedervereinigung Deutschlands unternahm sie 1992/93 einen Studienaufenthalt in den USA, von wo sie bekannt machte, dass sie in Stasi-Akten von 1959 bis 1962 als Inoffizielle Mitarbeiterin geführt worden war. Sobald sie selbst den Zugang zu den Unterlagen erhielt, stellte sie sämtliche Akten zur Veröffentlichung zur Verfügung. Daraus wird ersichtlich, dass die Stasi den für sie unergiebigen Kontakt abgebrochen und Christa Wolf seit 1968 ihrerseits scharf überwacht hat.
In ihrem letzten Roman „Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud“ stellen die Hinterlassenschaften der DDR wieder das zentrale Thema dar. Sie war seit 1951 verheiratet mit dem Schriftsteller und Lektor Gerhard Wolf, dem späteren Gründer des Verlags „Janus press“.
Lew Kopelew über Christa Wolf
„Im Juli 1965 fuhr ich wieder in die DDR, diesmal auf Einladung des Instituts für Geschichte der Nationalen Volksarmee.“
Lew Kopelew - Tagebuch, 27. Juli 1965:
„Bei Anna [Seghers] lerne ich Christa und Gerhard Wolf kennen“
„In Paris, Rom, Amsterdam, New York sah ich in den Auslagen der Buchhandlungen die Kassandra von Christa Wolf. Ich las die begeisterten Rezensionen in verschiedenen Sprachen, las auch ihre Rede, die sie hielt, als ihr der Schiller-Preis verliehen wurde. Darauf war ich genau so stolz, wie ich auf die Erfolge mancher meiner Landsleute stolz bin, die in Moskau und Leningrad publizierten und im Westen anerkannt sind.“
Raissa Orlowa/Lew Kopelew - Wir lebten in Moskau. Albrecht Knaus Verlag,
München und Hamburg 1987
Bücher von Christa und Gerhard Wolf
Christa Wolf
Kassandra
Erzählung
Luchterhand, München 1984
Christa Wolf
Die Dimension des Autors
Essays und Aufsätze
Reden und Gespräche
1959 - 1985
Aufbau-Verlag, Berlin 1986
Christa Wolf
Störfall
Nachrichten eines Tages
Aufbau-Verlag, Berlin 1987
Gerhard Wolf
Wortlaut Wortbruch Wortlust
Dialog mit Dichtung
Philipp Reclam jr., Leipzig 1988
Christa Wolf, Franz Fühmann
Monsieur - wir finden uns wieder
Briefe 1968 bis 1984
Aufbau-Verlag, Berlin 1995
Christa Wolf
Ansprachen
Reden, Reflektionen, Briefe aus den Jahren 1986 bis 1988
Luchterhand, München 1989
Christa Wolf
Reden im Herbst
Aufbau-Verlag, Berlin 1990